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Umweltschutz durch Kreislaufwirtschaft


Die Themen Plastikmüll und Einsparungen zum Umweltschutz sind allen bekannt. Die Rohstoffe unseres Planeten begrenzt, allerdings steigt der Ressourcenbedarf in einer Wegwerfgesellschaft wie der unseren weiter an. Dieser sollte nach Möglichkeit weniger aus primären, sondern größtenteils aus sekundären Materialien bestehen. Um dem gerecht zu werden, brauchen wir einen angemessenen Ressourcenumgang, der durch das Ideal einer ressourceneffizienten Gesellschaft umgesetzt werden kann. Wie das geht? – Mit dem Konzept der Kreislaufwirtschaft als Schlüsselprinzip. Wie das aussieht und funktioniert, wollen wir euch hier genauer erklären.

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Zurzeit leben wir zum Großteil nach dem Konzept der Linearwirtschaft (oder auch „End-of-Life“-Konzept). Das bedeutet, dass nach dem Prinzip der Quantität mit günstigen und leicht zugänglichen Materialien und Energien produziert wird. Primäre Ressourcen werden abgebaut, verarbeitet, genutzt und entsorgt. Wie es der Begriff schon andeutet, funktioniert die Kreislaufwirtschaft nach dem Prinzip des Kreises. Das Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, den Lebenszyklus von Produkten maximal zu verlängern und damit Abfälle auf ein Minimum herabzusetzen. Dies geschieht „durch die überlegene Gestaltung von Materialien, Produkten, Systemen und [...] von Geschäftsmodellen" (Ellen MacArthur Foundation, 2012). Dadurch kann eine möglichst lange Wertschöpfung generiert werden. Zudem wird eine Nutzung erneuerbarer Energien sowie die Eliminierung der Verwendung von toxischen Chemikalien, die die Wiederverwendung beeinträchtigen, angestrebt (vgl. ebd.).

„Die Kreislaufwirtschaft dient der Schonung natürlicher Ressourcen einschließlich des Klimaschutzes, dem Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit unter Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips. Darüber hinaus zielt sie auf die Rohstoffsicherung ab.“ (UBA, 2020)

Im Kreislauf gibt es deutlich mehr Schritte als auf der anfangs beschriebenen Linie; von primären Ressourcen, über Design, Produktion oder Wiederaufbereitung, Vertrieb, Verbrauch, Benutzung, Wiederbenutzung oder Reparatur, Sammlung und Recycling zu neuen (sekundären) Ressourcen. Lediglich der nicht recycelbare Restabfall scheidet dabei aus dem Kreislauf aus. Passend dazu wurden die sogenannten R-Strategien der Circular Economie verfasst. Die wichtigsten englischen Begriffe lauten: Rethink, Reduce, Repair, Reuse, Remanufacture, Recycling (vgl. PBL, 2019). Schaut euch dazu auch die Grafiken in der Bildergalerie an.

Was ist der Nutzen der Kreislaufwirtschaft?

Jährlich entstehen in der EU mehr als 2,5 Mrd. Tonnen Abfall (vgl. Europäisches Parlament, 2020). Dabei machen Siedlungsabfälle unter 10 Prozent dessen aus. Mit Siedlungsabfällen sind vorwiegend „gemischt und getrennt gesammelte Abfälle aus privaten Haushaltungen“ (KrWG, 2021) gemeint, das bedeutet, dass wir als Privatpersonen etwas daran ändern können.

Insgesamt kann man sagen, dass in einkommensstarken Ländern ein höherer Anteil Abfall pro Kopf anfällt. Stark touristische Länder haben ebenso einen höheren Anteil. Die EU hat 2018 ehrgeizige Ziele für Haushaltsabfälle festgesetzt: bis 2025 sollen mindestens 55 % und bis 2035 mindestens 65 % wiederverwendet und recycelt werden. Die Deponierung soll unter 10 % liegen (vgl. Europäisches Parlament, 2020). Bei diesen Zielen ist Österreich mit Deutschland eines der Top-Länder im EU-Vergleich. 2017 erfüllte Österreich eine Quote von 58 Prozent bei Recycling und Kompostierung. Die Deponierung lag bei 2 Prozent. Die Zahlen für Deutschland liegen sogar bei 68 Prozent bei Recycling und Kompostierung und bei lediglich einem Prozent Deponierung. Dennoch sollten andere Bereiche – beispielsweise die Baubranche – bei der Betrachtung nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich machen sie die anderen 90 Prozent aus. Allein die Baugewerbe macht circa 36 Prozent aus. Allerdings lässt sich dieser Bereich schwerlich von Privatpersonen aus beeinflussen (vgl. Europäisches Parlament, 2020).

Bei der Beschaffung von Ressourcen zur Produktion sind Länder global voneinander abhängig, weil nicht alle Rohstoffe in jedem Land natürlich vorkommen. Durch das Recycling und die Wiederverwendung könnte dieses Problem verringert werden, da die Sekundärrohstoffe einen Großteil der primären ersetzen können. Um einen deutlichen Einfluss zu bewirken, müsste es gelingen, den Anteil der Sekundärrohstoffe zu steigern. Das hat auch weitere Vorteile. Die Gewinnung und Verarbeitung von Primärrohstoffen verbraucht enorm viel Energie und damit CO2-Emissionen, sie stellen also eine erhebliche Klimabelastung dar.

Aktuell entstehen ca. 45 Prozent der CO2-Emissionen durch die Produktion von Materialien, die im Alltag benutzt werden. Diese Emissionen müssen wir senken und eine Möglichkeit ist die Produktion zu senken und den Konsum zu reduzieren. Zudem sollten wir weniger primäre Rohstoffe verwenden und möglichst viel Sekundärrohstoff einsetzen, der lange im Kreislauf verbleibt. Damit können beispielsweise bei Metall, Glas und Papier 20-90 Prozent der Produktionsenergie eingespart werden; zusätzlich eine Menge Wasser! Und das ist gut für das Klima und schont die Umwelt. Durch intelligentes Design könnten bereits in der Design-Phase bis zu 80 Prozent der gesamten Umweltwirkungen von Produkten eingespart werden (vgl. EPRS, 2018). Da ein Großteil wertvoller Rohstoffe, auch seltene Erden genannt, in Ländern des globalen Südens abgebaut wird, ist der Abbau zahlreicher Rohstoffe zudem mit enormen Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen verbunden und trägt daher auch eine stark ethische und soziale Komponente.

Wie soll das umgesetzt werden?

Mit dem Green Deal bringt die EU ein gewaltiges Paket auf den Weg, das „den Übergang zu einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen Wirtschaft schaff[t]“ (Europäische Kommission, o.J.). Darin als wichtiger Baustein enthalten ist der Aktionsplan für eine Kreislaufwirtschaft. Dessen Ziel: Das Abfallaufkommen verringern, indem genutzte Ressourcen so lange wie möglich in der Wirtschaft verbleiben.

„Um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, unsere natürliche Umwelt zu erhalten und unsere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, bedarf es einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft. Unsere Wirtschaft ist heute noch überwiegend linear gestaltet und nur 12 % der Sekundärstoffe und -ressourcen gelangen wieder in die Wirtschaft zurück. Viele Produkte gehen zu schnell kaputt, können nicht ohne Weiteres wiederverwendet, repariert oder recycelt werden oder sind nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt. Sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher kann ein enormes Potenzial entfaltet werden. Mit dem heutigen Plan leiten wir Maßnahmen ein, um die Art und Weise, wie Produkte hergestellt werden, zu verändern und die Verbraucher in die Lage zu versetzen, nachhaltige Entscheidungen zu ihrem eigenen Nutzen und zum Nutzen der Umwelt zu treffen.“

  • Frans Timmermans, für den europäischen Grünen Deal zuständige Exekutiv-Vizepräsident (Europ. Kommission, 2020)

Mit dem Aktionsplan wird die Wettbewerbsfähigkeit der EU und der Umweltschutz vorangetrieben, indem die Wirtschaft durch längere Lebenszyklen grüner wird. Wichtig ist dabei, dass der Übergang Chancen für alle bieten soll und keiner zurückgelassen wird.

Das sind die Maßnahmen des Aktionsplans im Überblick (vgl. Europ. Kommission, 2020):

  • Nachhaltige Produkte als Norm in der EU
    • Diese sollen so konzipiert werden, dass sie eine längere Lebensdauer aufweisen, leichter wiederverwendet, repariert und recycelt werden können; ein großer Teil des Materials soll aus Recyclingmaterial bestehen
  • Stärkung der Position der Verbraucher
    • Zuverlässige Informationen über Reparierbarkeit und Haltbarkeit von Produkten, um nachhaltige Entscheidungen treffen zu können; „Recht auf Reparatur“ (dazu auch unser anderer Beitrag LINK)
  • Konzentration auf Branchen, in denen die meisten Ressourcen genutzt werden und in denen ein hohes Kreislaufpotential besteht
    • Beispiele sind: Elektronik und IKT, Verpackungen, Textilien, Bauwesen und Gebäude, Lebensmittel
  • Vermeidung von Abfall
    • Der Schwerpunkt liegt dabei die Entstehung von Abfall zu vermeiden und stattdessen hochwertige Sekundärressourcen zu schaffen; dazu muss auch ein Markt für die Sekundärmaterialien geschaffen werden; der Export von Abfällen und die illegale Verbringung müssen minimiert werden
  • Virginijus Sinkevičius,Zuständiger Kommissar für Umwelt, Meere und Fischerei (Europ. Kommission, 2020)

Zusammengefasst

Um unsere Umwelt und das Klima zu schützen, müssen wir die Wirtschaft von einem linearen Modell zu einem Kreislauf umgestalten. Durch regenerative Systeme und verlängerte Produktlebensdauern können wir diese Umstellung schaffen und zu einer grüneren Wirtschaft gelangen. Dabei ist auch ein wichtiger Punkt die Ökonomie mit der Ökologie in Einklang zu bringen, indem wir natürliche Ressourcen sparsam und effizient einsetzen und Abfälle minimieren. Zur Umsetzung soll der Green Deal der EU helfen, der besonders mit dem Aktionsplan für eine Kreislaufwirtschaft die zuvor genannten Ziele behandelt.

„Wir haben nur einen Planeten Erde, aber bis 2050 wird unser Verbrauch ein Niveau erreichen, als hätten wir drei davon. Der neue Plan wird die Kreislaufwirtschaft zu einem zentralen Bestandteil unseres Lebens machen und den grünen Wandel unserer Wirtschaft beschleunigen. Wir bieten entschlossene Maßnahmen an, um die Spitze der Nachhaltigkeitskette – die Produktgestaltung – zu verändern. Zukunftsorientierte Maßnahmen werden neue Geschäfts- und Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen, den europäischen Verbrauchern neue Rechte verleihen, Innovation und Digitalisierung nutzen und ebenso wie die Natur dafür sorgen, dass nichts verschwendet wird.“


Unsere Informationen stammen von:

Ellen MacArthur Foundation (2012): Towards the circular economy. Online unter: https://www.mckinsey.com/~/media/mckinsey/dotcom/client_service/sustainability/pdfs/towards_the_circular_economy.ashx

EPRS (2018): Circular Economy: Online unter: https://www.europarl.europa.eu/thinktank/infographics/circulareconomy/public/index.html

Europäische Kommission (2020): Änderung unserer Produktions- und Verbrauchermuster: neuer Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft ebner Weg zu klimaneutraler und wettbewerbsfähiger Wirtschaft mit mündigen Verbrauchren. Online unter: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_20_420

Europäische Kommission (o.J.): Europäischer Grüner Deal. Erster klimaneutraler Kontinent warden. Online unter: https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de

Europäisches Parlament (2020): Abfallwirtschaft in der EU. Zahlen und Fakten. Online unter: https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20180328STO00751/abfallwirtschaft-in-der-eu-zahlen-und-fakten

Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) (2021)

PBL (2016): Why a circular economy? PBL Netherlands Environmental Assessment Agency. Online unter: http://themasites.pbl.nl/circulaire-economie/

UBA (2020): LEITSÄTZE EINER KREISLAUFWIRTSCHAFT. Online unter: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/leitsaetze-einer-kreislaufwirtschaft

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